Den Lauf der Zeit durch Spiel verändern, das Ende der eigenen Lebensgeschichte in der Ewigkeit fortschreiben, gesparte Zeit auf ein Konto einzahlen und Zinsen dafür bekommen – das alles klingt vielleicht verlockend, kann aber gefährlich werden und uns in unsere gruseligen Doppelgänger verwandeln: daran erinnern uns die Grauen Herren aus Momo und Nikolaj Kusmitsch aus ‘Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge’. Denn Zeit ist zum Leben da, nicht zum Zusammenkratzen und Aufheben. Aber so einfach das klingt und so allgegenwärtig Zeit ist – ist sie nicht einfach immer da? Das Normalste der Welt? – so mysteriös ist sie gleichzeitig. Ganz wie Momos Stundenblumen. Kann man durch sie reisen – oder steckt man fest wo man ist?
Durch all diese zeitlosen Fragen sind ‘Momo’ von Michael Ende und ‘Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge’ von Rainer Maria Rilke mtieinander verbunden und kommunizieren über all die Jahrzehnte hinweg, die zwischen ihnen liegen. Obwohl durch so viel Zeit getrennt, sind sie gerade durch die Frage nach ihr eng miteinander verknüpft.
Wer die Dimension Zeit und ihre Relativität (06:55) allerdings noch ein wenig besser verstehen will, als es dieser Podcast erklären kann, darf gern mal hier reinschauen:
Wie viel Archetyp nach C.G. Jung in Momo und Malte (08:32), könnt ihr hier selbst herausfinden: https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-211-99131-2_928
Wer glaubt, dass ich mir das mit der Zukunft, die schon jetzt existiert (13:40), nur ausgedacht habe, kann gern hier weiterlesen:
https://www.wissenschaft.de/umwelt-natur/gestern-und-morgen-sind-eins/
https://www.focus.de/wissen/bild-der-wissenschaft/tid-8332/physik_aid_229944.html
Und worum dreht es sich beim Streit zwischen Neurowissenschaft und Philosophie (13:47)? Nun, zum Beispiel um das Libet -Experiment:
https://www.youtube.com/watch?v=OjCt-L0Ph5o
Nicht nur das allgegenwärtige Elend in der Metropole (37:03), sondern die Dekadenz der gesamten Gesellschaft wurde während des Fin de Siècle ästhetisiert:
https://de.wikipedia.org/wiki/Fin_de_Si%C3%A8cle
Inwiefern der neidzerfressene Kain wie ein zweites Gesicht in uns allen schlummert (42:54), erklären die Pfarrerstöchter unter sich hier sehr schön:
https://www.zeit.de/gesellschaft/2020-01/kain-abel-mord-paradies-hass-eifersucht-bibelpodcast
Was es mit dem Doppelgängermotiv (46:20) in der Kunst auf sich hat, lest ihr hier nach:
Welche Techniken – auch wissenschaftlich belegt – helfen, den Kopf dadurch zu beruhigen, indem man auf seine körperlichen Sinneswahrnehmungen hört, erfahrt ihr hier:
Wie befreiend und selbstrealisierend das Spiel für den Menschen in allen Altersstufen ist, hat schon Schiller in der ästhetischen Erziehung des Menschen beschrieben:
https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9Cber_die_%C3%A4sthetische_Erziehung_des_Menschen
Und wer das Original nachlesen will:
https://www.projekt-gutenberg.org/schiller/aesterz/aesterz.html
Alle Zitate beziehen sich auf folgende Ausgaben:
Rilke, Rainer Maria, Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge, Suhrkamp, Berlin, 2000
Ende, Michael, Momo, K. Thienemanns Verlag, Stuttgart, 1976
02:17 – 02:21 Ende, Michael; Stamm, Heinz-Günter, Momo und ihre Freunde, Karussell, Berlin, 1984, 00:00-00:04
09:55 – 11:17 Die Aufzeichnungen…, S.18f.
14:21 – 18:10 Momo, S. 204, S.230f.
19:20 – 20:02 Momo, S. 60
20:28 – 21:50 Momo, S. 60f.
22:16 – 22:57 Momo, S. 66f.
23:14 – 24:15 Die Aufzeichnungen…, S. 137
25:25 – 26:06 Die Aufzeichnungen…, S. 138
26:38 – 27:14 Momo, S. 80
29:45 – 30:24 Die Aufzeichnungen…, S.139
32:03 – 32:57 Momo, S.197f.
34:54 – 35:19 Die Aufzeichnungen…, S.139
36:20 – 36:54 Die Aufzeichnungen…, S. 43
39:02 – 41:26 Die Aufzeichnungen…, S.178f.
49:11 – 50:05 Momo, S. 37
51:06 – 51:37 Momo, S. 15
52:42 – 53:24 Die Aufzeichnungen…, S.10f.
53:58 – 54:29 Die Aufzeichnungen…, S.117
55:44 – 56:42 Die Aufzeichnungen…, S.140
58:25 – 58:57 Momo, S. 23
59:58 – 01:00:21 Momo, S. 33
01:01:18 – 01:01:58 Die Aufzeichnungen…, S.82f.
01:02:30 – 01:03:01 Die Aufzeichnungen…, S.169
01:05:15 – 01:06:06 Die Aufzeichnungen…, S. 207